Immer wieder kriege ich mit, dass es wenn es um das Thema der
Giftigkeit von Hundertfüßern geht, absolute Rathlosigkeit herrscht … Ich
möchte heute gern Licht ins Dunkle bringen indem ich nun diesen Artikel
schreibe.
Im Gegensatz zu Tausendfüßern benutzen Hundertfüßer ihr Gift nicht
nur zur Verteidigung, sondern auch für die Jagd. Sie benutzen es um die
Beute zu lähmen, zu töten und auch um sie vor zu verdauen. Dabei ist die
Stärke des Giftes und die Menge, sowohl von der Art als auch von der
Größe des Tieres abhängig. Interessanterweise finden sich die giftigsten
Hundertfüßerarten in Asien.
Leider ist die Art und Weise des Wirkens noch nicht so richtig
erforscht, fest steht aber das es sich um ein Gemisch aus Serotonin und
Histamin handelt. Diese Stoffe lösen sehr starke Schmerzen aus, dazu
kommen aber noch einige weitere eiweißspaltene Substanzen, die aller
Wahrscheinlichkeit nach der Verdauung dienen. Bei einer sehr häufig
gehaltenen Scolopendra Art Scolopendra Subspinipes hat man das Gift
schon genauer untersucht, dabei stellte sich herraus, dass es die
Herzmuskulatur schädigt und rote Blutkörperchen zerstörte. Diese
Mischung wirkt gerade bei kleinen Wirbelltieren und Insekten sehr
schnell und effektiv. Nicht zu unterschlagen ist auch, dass ein
gewöhnlicher Scolopendra Subspinipes genügend Giftvorräte besitzt um 25
adulte Mäuse zu töten !
Wenn man das Gift der Scolopendren nun anhand dieser Informationen
einordnen müsste, kommt man zu dem Schluß, dass es sich hierbei um ein
Mischtoxin handelt. Dieses besitzt eine starke neurologische Wirkung.
Betroffende (die meisten Bissunfälle passieren in Asien) berichten
unteranderem von einer Atembeschleunigung, Schweißausbrüchen,
Atemlähmungen, Erbrechen, Krämpfe und in zwei Fällen aus Asien sogar der
Tod ! Dies sind aber auch wirklich absolute Extremfälle, normalerweise
bleibt es bei starken Schmerzen (über mehrere Tage) und eine mehr oder
weniger starke Schwellung, entweder rot oder blau. Gelegendlich fühlt
sich das betroffene Glied taub an.
Die einzigsten beiden ernsthaft nachvollziehbaren Todesfälle durch
einen Scolopendra sind einerseits ein Kind von den Phillipinen, was in
den Kopfgebissen wurde und nachweislich an der Giftwirkung starb und ein
älterer türkischer Mann, der von einem Scolopendra Morsitans gebissen
wurde. Dieser verstab aber nicht am Gift des Hundertfüßers, sondern an
einer bakteriellen Infektion IN FOLGE des Bisses.
Allerdings verteidigen sich Scolopendren nicht nur durch Giftbisse.
Den Scolopendren der Gattung Heros, sagt man auch nach, dass sie ein
Wehrsekret in ihren laufbeinen, produzieren. Mehrere Züchter berichteten
von Entzündeungen der Haut, auch wenn das Tier nur darüber gelaufen
ist. Auch besitzen Hundertfüßer ein Wehrsekret, was in der Coxaldrüse
produziert wird und nicht nur vor Fressfeinden schützt, sondern auch vor
Bakterien und Pilzen.
Im Gegensatz zu den Vogelspinnenhaltern, die ja bekanntlich ein sehr
mildes Gift besitzen, haben wir Scolopendrahalter es mit einem
waschechten Gifttier zu tun. Müssen wir jetzt Angst vor unseren Tieren
haben ? Nein natürlich nicht ! Wir müssen immer nur die
Vorsichtsmaßnahmen richtig einhalten und immer dafür sorgen, dass nichts
unvorhergesehenes passieren kann. Deshalb bin ich persönlich auch der
Ansicht, dass Anfänger in der Wirbellosenterraristik auch gut mit einem
Scolopendra anfangen könnten, da man nur sehr vorsichtig sein muss. Dann
wird sowohl Anfänger als auch Profi nichts passieren. Beißwerkzeuge eines Scolopendras – Das erste Beinpaar wurde im Laufe der Evulotion zu mächtigen Fangzähnen umgestaltet
Wie ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben habe sind
Scolopendra aktive Jäger. Das heißt, dass sie in ihrer Umgebung alles
nach Futter absuchen und auch vor Futtertieren die größer sind als sie
selbst nicht halt machen … Es ist gar nicht schwer einen Hundertfüßer
richtig zu füttern, aber auf ein paar grundlegende Dinge sollte man
schon acht geben. !!! Als aller erstes möchte ich klar
darauf hinweisen, dass Hundertfüßer KEINE Tausendfüßer sind.
Tausendfüßer sind reine Vegetarier und leben von verrottendem Material,
Hundertfüßer leben ausschließlich carnivor !!! Damit währe die Frage nach dem Material
nähmlich schon mal geklärt – Rein tierisches Futter verfüttern.
Jungtiere können gut mit Microheimchen oder Fruchtfliegen gefüttert
werden. Meistens möchte man aber erstmal mit einem adulten Tier
anfangen, was natürlich enschieden größeres Futter braucht. Um es
anfängertauglich zu halten lisste ich hier nur Futtertiere auf die man
im Zoofachhandel erwerben kann.
Geeignete Futtertiere sind: Heimchen (guter Nährwert für kleine bis mittlere Scolopendra)Schokoschaben (sehr guter Nährwert für mittlere bis große Scolopendra)Schwarze
Mittelmeergrille (Achtung kann den Scolopendra bei der Häutung
anfressen – immer darauf achten das sie wirklich gefressen wurde !)
Für zwischendurch / als Leckerli / Selten gefüttert werden sollte: Mehlwürmer (zu viel Fett – zu wenig Protein)Zoophobas (zu viel Fett – zu wenig Protein / verbudeln sich gern mal)Rosenkäferlarven (Zu viel Fett / zu wenig Proteine /Verbudeln sich gern mal)
Was man gar nicht verfüttern sollte: Weiße
Futtermaus – Wird nicht komplett gefressen (Es stinkt bestialisch)
Haut, Haare und Knochen stören beim Fressen KANN DEN HUNDERTFÜßER
VERLETZEN ODER SOGAR TÖTEN !Futtergecko / Asiatischer Hausgecko Wird nicht komplett gefressen / Haut / Knochen stören beim Fressen Stinkt auch bestialisch
Scolopendra sollten jede Woche ein/zwei Mal gefüttert werden. Eine
Woche nach der Häutung sollte man warten, damit der Panzer aushärten
kann und die Beißwerkzeuge auch schön fest sitzen. Dann kann man auch
einmal in der Woche das Wasser auswechseln.
S. Subspinipes „Red Thai“
Ein Scolopendra-Terrarium muss nicht unbedingt hübsch aussehen, die Funktionalität dieses ist deutlich wichtiger.
Beginnen wir mit dem richtigen Typ des Terrariums, der sollte nämlich
gut gewählt sein. Immer wieder hört oder ließt man, dass man
Scolopendra niemals in herkömlichen Schiebe – bzw. Falltürterrarien
halten sollte. Sie sollen sich angeblich durch den Schlitz des
Schiebetürterrariums schieben können oder bei dem Öffnen des
Falltürterrariums blitzschnell entweichen. Wenn man diese Leute dann
aber fragt, woher sie diese Aussage haben stellt sich schnell raus, dass
dies über dritte immer weiter gegeben wird. Ich für meinen Teil habe
auch schon mittelgroße Hundertfüßer, Scolopendra Subspinipes „High Red“
in Schiebetürterrarien gehalten … bei mir ist nie einer ausgebrochen.
Wenn man aber auf Nr. Sicher gehen will, kann man sogenannte
„Safeterrarien“ verwenden, diese kann man von oben öffnen und können
durch das gewicht der Scheibe auch nicht aufgedrückt werden. Einige
Halter benutzen auch Plastikboxen (in entsprechender Größe und mit
Lüftungslöchern versehen). Ich finde es für Halter mit vielen Tieren
durchaus geeignet, allerdings wird sich aber keiner eine Plastikbox ins
Wohnzimmer stellen … Wenn man dem Hundertfüßer auch noch genügend
Versteckmöglichkeiten gibt, wird er einem beim Öffnen des Terrariums
auch nicht „entgegen“ kommen. Safeterrarium – Gut für Scolopendra
Nun da wir uns für einen bestimmten Terrarientyp entschieden haben,
müssen wir uns auch noch für die richtige Größe entscheiden:
Hundertfüßer sind aktive Jäger, das heißt dass sie nicht einfach wie
Vogelspinnen auf etwas fressbares warten, sondern auf die Suche gehen.
Ein „Spinnenwürfel“ (30x30x30 cm) reicht da meistens nicht aus, der S.
Gigantea wird schon 35 cm groß ! Der „Spinnenwürfel“ mag für kleinere
Arten wie S. Cingulata oder S. Morsitans (max. 10 cm) ausreichen, für
mittelgroße Arten wie S. Subspinipes oder S. Dehanii sollten es aber
schon mindestens 50x40x40 (LxBxH) zur Verfügung haben. Für sehr große
Arten wie S. Gigantea, S. Robusta oder S. Gallapagoensis sollten es aber
mindestens 60x30x30 (LxBxHX) sein.
Da wir uns jetz für eine Größe entschieden haben stellen wir das
Terrarium in einem Raum auf (der vorzugsweise nicht der Partykeller
ist), der also einigermaßen Tageslicht zulässt und für mögliche Kinder
unzugänglich gemacht werden kann. Es sollte allerdings durch das
Tageslicht keine Hitze entstehen.
Jetzt können wir das Terrarium einrichten: Das wichtigste ist dabei
der Boden. Es sollte mindestens 15 cm, besser noch 20 cm Substrat
vorhanden sein, denn unsere Hundertfüßer Buddelt gern. Als Substrat
eignet sich zum Beispiel Maulwurfshügelerde, dort sind viele
bodenbewohnende Lebewesen, wie z.B. Springschwänze drin. Deshalb solte
sie bitte nicht „sterilisiert“ werden. Diese Tiere verhindern
unteranderem Schimmel im Terrarium. Allerdings sollte man bei den
Maulwurfshügeln darauf achten, dass sie nicht durch etwaige Pestizide
oder ähnliches „verseucht“ wurden. Man sollte aber darauf achten, dass
die Erde grabfähig ist (im feuchten Zustand knetbar) und nicht wie loser
Sand einfach einstürzt. Man sollte auch nicht den überteuerten
Kokoshumus aus der Zoohandlung verwenden, da er genau so wie Blumenerde
irgendwann knall hart geworden ist. Wenn das Substrat eingefüllt ist
kann man Versteckmöglichkeiten in Form von Rinde oder Korkröhren
einauen. Ich verwende immer ersteres. Ich lege die Rindenstücke entweder
einfach auf die Erde oder vergrabe sie halb, damit der Hundertfüßer
sich im Zwischenraum, zwischen Holz und Erde aufhalten kann.
Wenn man will kann man das Terrarium dann Bepflanzen. Da Hundertfüßer
reine Carnivoren sind, fressen sie keine Pflanzen an und so können sehr
viele Pflanzenarten dafür in Betracht gezogen werden. Wichtig ist bloß,
dass sie eine relativ hohe Feuchtigkeit aushalten und robust sind
(manche Hundertfüßer klettern). Efeututen eignen sich zum Beispiel.
Einige Arten klettern ein wenig, wie zum Beispiel S. Subspinipes,
weshalb ein paar Kletteräste oder Rinden nicht feheln sollten.
Da sich Hundertfüßer gern tarnen ist es sinnvoll eine Laubschicht
(nicht zu dick => bodenbedeckend) einbringen, da sie sich gern
darunter verstecken und es nach Nahrung absuchen. Moospolster aus dem
Wald erhöhen im feuchten Zustand im Terrarium sehr gut die
Luftfeuchtigkei. Bei bepflanzten Terrarien kommt man um eine
Pflanzenwachstumsfördernde Beleuchtung nicht drumrum und auch in Räumen
in denen nicht 24/25 °C herrschen sollte eine wärmende Beleuchtung
angebracht sein.
Zum Schluß sollte noch ein Wassernapf eingebracht werden, da diese
Tiere sehr schnell dehydrieren. Auch sollte das Substrat immer feucht
sein (erledigt sich durch Pflanzen gießen) und es sollte regelmäßig
gesprüht werden. Dann hat man schon ein schönes Terrarium für seinen
Scolo. Nicht hübsch, aber für Scolopendren gut eingerichtete Boxen